Calmund soll WM-„Big Boss“ in NRW werden

Neuer Job für Bayer Leverkusens Ex-Manager. Rainer Calmund wird offizieller Regierungs-Beauftragter der Fußball-WM 2006. Auftrag: Für den WM-Spielort NRW gute Stimmung und medienwirksame Reklame machen

DÜSSELDORF taz ■ Reiner Calmund wird „Big Boss“ der WM in NRW. Der vor der Bundesliga-Saison als Manager von Bayer Leverkusen abgetretene Rheinländer wird zum 1. Januar 2005 Beauftragter für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Nordrhein-Westfalen. „Das ist geplant“, bestätigt ein Sprecher der Düsseldorfer Staatskanzlei knapp. Ansonsten: „Kein Kommentar.“ Nach taz-Informationen bekommt Calmund für den Job wohl keine üppige Entlohnung. „Über Geld ist bisher nicht gesprochen worden“, ist aus der Landesregierung zu hören. Denkbar sei eine Aufwandsentschädigung für Spesen.

Calmund – der seit den 1970er Jahren als Geschäftsführer für den Leverkusener Werksclub tätig war – soll im Auftrag der Landesregierung für die WM-Spielorte Gelsenkirchen, Dortmund und Köln werben. Auf Touristik-Messen, internationalen Kongressen und in den Medien soll er für die 16 Weltmeisterschafts-Spiele im größten Bundesland werben. „Er soll nicht nur repräsentieren, sondern seine vielfältigen Kontakte zum Wohle des Landes nutzen“, heißt es. In dem Auflösungsvertrag mit Bayer soll sein Ex-Arbeitgeber festgeschrieben haben, dass Calmund vorerst bei keinem anderen Bundesligisten anheuern darf. In Düsseldorf gibt Calmund ab 2005 also das mediale Gesicht des regierungsoffiziellen „Team WM“. Diese Arbeitsgruppe der Landesregierung kümmert sich seit 2002 um die Vorbereitung des sportlichen Großereignisses.

Für eine Stellungnahme war der künftige Beauftragte gestern nicht erreichbar. Calmund steht derzeit für den Privatsender RTL vor der Kamera. Am 26. Oktober geht er als „Host“ der TV-Show „Big Boss“ auf Sendung. „Wir produzieren auf Hochtouren. Herr Calmund ist nicht zu sprechen“, so eine RTL-Sprecherin. Bei der Sendung muss Calmund aus zwölf Bewerbern einen Kandidaten herauswählen, der mit 250.000 Euro Startkapital eine Firma gründen darf.

Über den neuen Regierungs-Gesandten in Sachen Fußball-WM sind die Verantwortlichen an den drei NRW-Spielorten bisher nicht informiert. „Ich weiß noch nicht, wie die Zusammenarbeit mit Herrn Calmund aussieht“, sagt der Dortmunder WM-Beauftragte Gerd Kolbe. Er sehe einer Kooperation aber „mit Freude entgegen“. Im Kölner WM-Büro herrscht Ahnungslosigkeit. „Wir haben darüber nur aus der Presse erfahren“, heißt es auf Anfrage.

In den nächsten Monaten soll der WM-„Big Boss“ der Öffentlichkeit vorgestellt werden – mit viel Tamtam, wie der rheinische Publikumsliebling wohl sagen würde. Die Idee, Calmund zum Beauftragten zu ernennen, ist angeblich bei einem Gespräch zwischen NRW-Ministerpräsident Peer Steinbrück und Landessportminister Michael Vesper (Grüne) entstanden. Die beiden Politiker wollen den „Big Boss“ der WM in NRW demnächst offiziell präsentieren.

MARTIN TEIGELER